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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Provinz Pommern - S. 5

1914 - Stettin : Schuster
Die Provinz Pommern. Pommern wird in seiner ganzen Länge an der Nordküste von der Ostsee bespült. Fast keiner seiner Punkte ist weiter als 120 km von diesem Meere entfernt. Es ist also ein Küstenland. Das sagt auch sein Name, den man von dem slavischen po more ableitet, d. h. am Meere. Die pommersche Küste ist etwa 520 km oder 69 Meilen lang. Eine grade Linie, welche den westlichsten mit dem östlichsten Orte Pommerns verbindet, mißt aber nur 450 km. Das kommt daher, daß die Küsten Pommerns einen stumpfen Winkel bilden, den die Ostsee als Pommersche Bucht füllt. — Die Orte der Südgrenze Pommerns haben verschiedene Entfernung vom Meere. Am weitesten sind von der Ostsee die Gegenden um Bahn, Kallies und Ratzebnhr abgelegen. Die Breite Pommerns schwankt zwischen 40 und 120 km oder 5 und 15 Meilen. Pommern ist 30000 qkm groß und hat 1700000 Einwohner. Es ist eine von den 12 Provinzen des Königreichs Preußen, das etwa 12mal so groß ist. Ganz Deutschland ist wohl 18mal so groß. — In alter Zeit war Pommern von seinen Nachbarländern fast überall durch natürliche Grenzen abgeschlossen. Vorpommern wurde nach Süden durch ein breites, sumpfiges Tal begrenzt. (Randow, Recknitz.) Den Übergang über dasselbe wehrten zahlreiche Burgen. An der hinterpommerschen Grenze zog sich ein gewaltiger Wald hin, der mehrere Tagereisen breit war. — Die heutigen Nachbarländer Pommerns sind im Westen die Großherzogtümer Mecklenburg Schwerin und -Strelitz, im Süden die Provinzen Brandenburg (Uckermark und Neumark) und Westpreußen (Regierungsbezirk Marienwerder), im Osten ebenfalls Westpreußen (Regierungsbezirk Dauzig). — Pommerns Wappen ist der rote Greif auf einem silbernen Schilde. Die Landesfarben sind blau und weiß. — Die Oder teilt Pommern in Vor- und Hinterpommern. Das Gdertal und seine Ränder. a) bis Stettin. Nach einem Wege von über 100 Meilen Länge tritt die Oder bei dem Dorfe Nipperwiese in Pommern ein. Das Tal, welches sie durchfließt, ist etwa 4 km breit. Zu beiden Seiten erheben sich Hochländer: das Randower und das Bahner Hochland. Zunächst stießt die Öder auf der östlichen Seite des Tales dicht unter den Bergen hin bis nach Fiddichow. Dann wendet sie sich nach dem westlichen Ufer und erreicht die alte ^tadt Gartz. Bei Gartz teilt sich die Oder in zwei

2. Provinz Pommern - S. 7

1914 - Stettin : Schuster
7 — Stettin besitzt einen Freihafen, d. i. ein Gebiet, auf welchem alle Ware steuerfrei ist und erst versteuert werden muß, wenn sie in das Inland geht und einen Industriellen zwischen Parnitz, Reglitz und Güterbahnhof. — Stettin war um 1100 die Residenzstadt Wartislavs I. und galt als festeste Stadt im Lande. 1245 wurde es eiue deutsche Stadt, die 1360 Mitglied der Hansa wurde. 1675—77 belagerte sie j>er Große Kurfürst und legte die Stadt fast in Trümmer. 171") beschossen die Russen Stettin. 1806—13 war es in den Händen der Franzosen. — Am 1. April 1900 wurden die Orte Grabow, Bredow und Nemitz in Stettin einverleibt. Einwohnerzahl über 250000. Die neuen Straßen sind breit und durch Spazierwege und Schmuckplätze verschönt. Von seinen alten Gebäuden sind zu erwähnen: Das Schloß, die Peter- und Paulskirche (1124 vou Bischof Otto gegründet) und die Jakobikirche (gegründet 1187). b) von Stettin bis zur Mündung. Das linke Oderufer mit seinen Bergen ist auch hinter Stettin mit einer fast ununterbrochenen Reihe von Ortschaften besetzt. Das sumpfige und flache rechte Ufer trägt nur anfangs einige Fabrikanlagen, z. B. Dampfschneidemühle, Fettwarenfabrik, chemische Fabrik, Anthracitwerke. Unmittelbar aus Bredow folgt Züllchow, ein Ort mit 8000 Einwohnern. Hier stehen die großen Dampfmühlen und die Portland-Zementfabrik. Bekannt sind auch die Züllchower Anstalten. Knaben, welche den Eltern und der Schule nicht gehorchen wollen, sich um- hertreiben und lose Streiche oder Diebstähle und andere Vergehen ausüben, werden hierhergebracht. Sie werden unter steter Aufsicht und scharfer Zucht gehalten, damit aus ihueu ordentliche Menschen werden. Gegenüber von Züllchow fließt aus der Oder die Swante in den Dammschen See. Der Name erinnert an die Wenden. Die Erhöhung, welche heute die Försterei Bodenberg trägt, soll ihnen als Begräbnisplatz gedient haben. — Nach Züllchow folgen Bollinken und Frauendorf. (4000 Einwohner.) Der Ort gehörte einst dem St. Marienkloster in Stettin. Um eigenen Kloster- wein zu haben, siedelten die Nonnen hier Deutsche aus Weingegenden an, doch ging der Weinbau bald wieder eiu. Der letzte große Weingarten be- fand sich auf der heutigen Elisenhöhe. Als die Stadt Stettin Friedrich Wilhelm Iv. hier ein Fest feierte, benannte sie die Stätte nach der Ge- mahlin des Königs. In dem nun folgenden Gotzlow erinnert der Wein- berg, der jetzt wieder mit Reben bepflanzt ist, daran, daß bis 1830 daselbst Wein gebaut wurde. Glienken und Kratzwiek-Stolzenhagen haben viele Fischer und Ziegelei- oder Fabrikarbeiter als Bewohner. Die Ton- massen des linken Oderufers liefern jährlich Millionen von Ziegelsteinen. Die Tonberge haben wahrscheinlich dem Ort seinen Namen gegeben, denn glinitka heißt in der slavischen Sprache Tongrube. Bei Kratzwiek-Stolzen- Hagen erhebt sich das Eisenwerk „Kraft". Eisen findet sich nicht rein. Es ist meistens mit anderen Körpern als Eisenerz verbunden und durch Gestein verunreinigt. Das Erz wird in dem Hochofen geschmolzen. Ein Hochofen ist ein runder Bau vou 6—8 m Durchmesser und etwa 15 m Höhe. Seiue Wände sind aus verschiedenen Steinschichten erbaut. Die innersten sind feuerfest. Von außen sind starke Eisenringe oder Eisenmäntel herumgelegt. In dem unteren Teile des Hochofens entzündet man ein tüchtiges Holz- oder Kohlenfeuer. Dann schüttet man von oben (durch die Gicht) abwechselnd Koks und Erze hinein. Zur Vergrößerung der Glut wird bis aus 1000° erhitzte Luft in den Ofen geblasen. In dieser Höllenglut schmelzen die Eisenerze. Auch die Steine werden flüssig. Die geschmolzenen Stein- massen, Schlacken genannt, schwimmen auf dem flüssigen Eisen. Man läßt sie abfließen und benutzt sie znr Herstellung von Ziegeln, Kopf- und Trottoirsteinen. Etwa alle 6 Stunden zapft man auch das geschmolzene Eisen ab. Sobald der Zapfen heraus- gestoßen ist, schießt das Eisen als weißglühende Flüssigkeit hervor. Man leitet es in Sandformen, in denen es erkaltet. Das gewonnene Eisen heißt Roheisen.

3. Provinz Pommern - S. 8

1914 - Stettin : Schuster
— 8 — Jetzt nähert sich die Oder dem Dammschen See. Dieser, etwa 56 qkm groß, ist ein Rest von dem einst viel größeren Haff. Die Oder- arme lagern in dem See alle die mitgeführten Sinkstoffe ab und erhöhen den Seegrund, sodaß im Laufe der Zeit der See versanden und zuwachsen wird. Mehrere Wasserarme führen aus dem See in den Fluß. Dadurch entstehen wieder größere und kleinere Werder und Inseln. Dann vereinigt sich die ganze Wassermeuge des Odertales zu einem breiten Strome, dem Dammansch. Noch einmal tritt gegenüber von Pölitz eine Teilung ein. Von Jasenitz ab ist wieder alles Wasser vereinigt und verbreitet sich nun seenartig. In Jasenitz stand früher ein Kloster, dem die Wiesen und Wälder an den Ufern ringsum gehörten. Man nannte das davon eingeschlossene Gewässer Papenw asser. — Es erweitert sich gegenüber von Ziegen ort zu dem Pommerscheu Haff. Zwischen eingerammten Baumstämmen ist am Beginn des Haffs die Insel Leitholm entstanden. Sie soll den Schiffen Aus- und Eingang in die Fahrstraße zeigen, die durch verankerte Schiff- fahrtszeichen, Bojen oder Baken genannt, kenntlich gemacht ist. Das ist nötig, denn das Haff ist nicht tief genug, um überall befahren werden zu können. — Das Haff dehnt sich von Norden nach Südeu etwa 20, von Osten nach Westen 50 km aus und ist 600 qkm groß. Die weite Wasser- fläche macht fast den Eindruck des Meeres. Die Ufer verschwinden zu beiden Seiten. Am Horizonte verschwimmen die langen Rauchwolken vor- übereilender Dampfer. Weiße Möven schießen über die schäumenden Wellen dahin, und hoch in den Lüften wiegt sich wohl der Seeadler. — Zahlreiche Fischerboote beleben die weite Seefläche. Früher war der Fischereibetrieb sehr lohnend. Nach einer Inschrift in der Kirche zu Krummin fing man 1796 bei einem Zuge für 9000 M. Bleie. Wie in allen Seen, so hat aber auch hier der Fischreichtum stark abgenommen. — Man nennt den westlichen Teil des Haff's das Kleine, den östlichen das Große Haff. Die südliche Ausbuchtung desselben ist der Nenwarper See. c) das Mündungsgebiet. Aus dem Haff führen drei Straßen zur Ostsee: Dievenow, Swine und Peene. Zwischen ihnen liegen die Inseln Wollin und Usedom. Die Dievenow hat nur geringe Tiefe und ist daher vou größeren Fahrzeugen nicht zu benutzen. Gleich an der Einfahrt liegt die 4700 Ein- wohner zählende Stadt Wollin, früher auch Juliu geheißen. Sie ist eine der größten Wendenstädte gewesen und hat schon frühzeitig bedeutenden Handel getrieben. Der Sage nach war ihr Hafen ein Wunderwerk. 300 Schiffe konnten darin ankern. Jeden Abend wurde er durch eiu Fallgitter geschlossen. Van einem Turme auf dem Einfahrtsbogen kouute man mit Wurfmaschinen jedes feindliche Schiff zerschmettern. 1485 wurde Bugenhagen hier geboren. Die Bewohner treiben Ackerban, Fischfang und Kahnbau. In ihrem ferneren Lauf erweitert sich die Dievenow zu dem Kamminer Bodden. In demselben liegt die Insel Gristow. Ihre kreidigen Erden werden zu Zement verarbeitet. Neben der Insel ragt ein gewaltiger Stein aus dem Wasser. Der Sage nach ist er ein verzaubertes Räuberschloß. (Siehe Uecker „Sagen, Märchen, Schwänke und Streiche aus Pommern.) Der Insel gegenüber ist Kammin erbaut wordeu. An ihrer Mündung wurde die Dievenow ganz nach Westen gedrängt, denn eine schmale Landzunge rückte von Osten immer weiter vor. Auf dieser sind die Badeorte Ost-, Berg- und Klein-Dievenow gelegen. Die Mündung

4. Provinz Pommern - S. 28

1914 - Stettin : Schuster
— 28 — noch das Steintor. Heute ist Anklam nach Stettin die bedeutendste Stadt Alt-Vor- Pommerns. Seme Bewohner treiben Ackerbau, Schiffahrt und Kornhandel. Unter seinen Fabrikaulagen sind Brauereien, Eisengießereien und eine Zuckersiederei zu nennen. Hier befindet sich eine Kriegsschule. — In Wusseken liegt Feldmarschall Gras v. Schwerin begraben, der in der Schlacht bei Prag am 6. Mai 1757 fiel. — Ducherow, 1000 Einwohner, Bugenhagen-Waisenhaus, große Ziegeleien. — I atznick besitzt Zement sabriken und Ziegeleien. yinterpommern. Hinterpommern hat ein ganz anderes Aussehen als das ebene Bor- Pommern. An der Küste finden wir einen durchschnittlich 3—4 km breiten, stachen Sandstreisen. Auf ihm hat der Wind die Dünen erbaut, hinter welchen sich Seee und Moore befinden. Dann steigt das Land allmählich von 10—80 m Höhe an. Dieser etwa 40 km breite Gürtel erscheint fast eben, weil nur sehr wenige größere Hügel darin zu finden sind. Es ist dies das Stück vou Hinterpommern, welches sich zu beiden Seiten der Stettin-Danziger Eisenbahn ausbreitet. Darauf folgt dann ein breiter Strich von Hügeln, die 100—300 m hoch sind. So gliedert sich Hinter- Pommern also in 3 deutlich von einander geschiedene Gürtel oder Zonen. va§ Küstengebiet. Die hinterpommersche Küste hat eine Länge von 265 km. Sie zieht sich sast wie eine gerade Linie in der Richtung von Sw nach No hin. Nirgends ist sie durch Buchten und Busen zerrissen, nirgends rageu Halb- infein in die See hinaus. Fast überall bedeckeu Düueu den flachen Küsten- strich. — Nur von Berg- und Klein-Dievenow ab bis Horst, bei Henken- Hägen und Jershöft und in der Nähe von Stolpmünde erheben sich 10 bis 20 m hohe Lehmwände. Der Strand ist hier nur schmal, und die Wellen sind fortwährend bei der Arbeit, die Lehmberge zu zerstören. Welche Fort- schritte ihr Zerstörungswerk macht, zeigt die alte Kirche bei Horst. 1800 lag sie noch 25 in vom Strande ab. In 80 Jahren hatte die Ostsee diese 25) m verschlungen, sodaß die Mauern dicht am Abhänge standen. Heute ist schon ein Teil des Mauerwerkes abgestürzt, und in nicht allzu langer Zeit wird sie ganz verschwunden sein. — Der übrige Teil der Küste ist mit Dünen bedeckt. Im Westen sind sie niedrig. Nur selten er- heben sie sich da über 20 m. (Boigtshagen in der Nähe von Horst 30 m.) Östlich von Jershöst aber steigen sie zu einer Höhe von 30—50 m empor. Die höchsten Dünen sind die Mnddeldünen am Vietzker, die kleinen Woll- säcke am Gardeschen See und die großen Wollsäcke bei Leba. Wie kommt es, daß die Dünen nach Osten höher werden? Soll der Wind Dünen aufbauen, so muß er Düueusaud haben. Diesen waschen ihm die Wellen aus deu Lehmwänden heraus. Norstostwiude tun der hinter- pommerschen Küste wenig Schaden. Viel schlimmer sind die häufigen Nordwestwinde. Je größer die Wellen, um so größer ist ihre zerstörende Kraft. Die Gegend von Dievenow ab bis etwa nach Kolberg, ist vor ihnen noch ziemlich geschützt. Bei Jershöft aber treffen sie mit voller Krast ans die Steilwand. Hier zerstören sie daher am meisten. Darum bildet sich hier viel Düuensand, mit dem der Wind dann sein Spiel beginnen kann. — Eigentümlich sind der hinterpommerschen Küste die Strandseen. Sie

5. Provinz Pommern - S. 10

1914 - Stettin : Schuster
— 10 — herbei. Nach Westen bringt man von der Oder auf dem Großschiffahrts- wege Waren und Erzeugnisse nach der Millionenstadt Berlin. Der Großschiffahrtsweg benutzt z. T. vorhandene Wasserstraßen wie die Oder, zum Teil ist ein eigenes Bett sür ihn gegraben, das an der Sohle 26 m breit ist. Die Wassertiefe beträgt 3,80 m. Das größte Schiff, das ihn befahren darf, kann 65 in lang, 8 in breit und 1,75 in tief sein. Der Großschiffahrtsweg nimmt seinen Weg über Spandau, Charlottenburg, Berlin. wollm. Die Insel wird durch den Vietzigersee in einen westlichen und iu einen östlichen Teil geschieden. Die westliche Hälfte heißt die Halbinsel Pritter; sie ist slach. Die östliche Hülste ist dagegen ein waldiges Hoch- land. In früherer Zeit war die Halbiusel Pritter überhaupt nicht vor- Händen. Den ganzen Raum zwischen Usedom und den steilen Rändern des Wolliner Hochlandes bedeckten die Fluten der Swine. Diese führten Sand und Schlamm mit. Die Wellen der Ostsee nahmen wohl das Wasser auf, Sand und Schlamm aber mnßten auf den Grund sinken. Tag für Tag kamen neue Sinkstoffe dazu. Immer größer und höher wurden die Sand- berge unter dem Wasser. Nach vielen hundert Jahren kamen sie eines Tages als kleine Inseln über die Oberfläche. Diese wuchsen durch Moor und Sand zu einer größeren Insel zusammen. Dadurch wurde die Swine in 2 Arme geschieden. Der linke Arm ist die heutige Swine. Der rechte aber war der Ausfluß des Vietziger See's. Später schob sich vor diesen Ausfluß eine Sandmauer und sperrte den Vietziger See vom Meere ab. Dann wuchs der schmale Wasserarm zu, und die Insel Wollin hatte eine flache Halbiusel bekommen. — Die Ränder des östlichen Teil's, also des alten Wollin erheben sich steil aus dem Haff. Die Lebbiner Berge erreichen hier eine Höhe von 80 m. In ihnen wird Kreide gegraben. Das Dorf Lebbin liegt hinter den Bergen versteckt, über welche nur der Kirchturm emporragt. An seiner Stelle soll schon um das Jahr 1000 die alte Wendenburg Lnbin gestanden haben. Die nordwestliche Hälfte dieses Jnselteils ist mit schönem Wald bedeckt. In einem Waldtale liegt der etwa 2000 Einwohner zählende Badeort Misdroy (mezda druwa = mitten im Holz.) Gleich hinter Misdroy steigen steile Lehmberge fast aus dem Meere herauf. Der Kaffeeberg mißt 61, der Gosanberg 115 in. Nur ein schmaler Strand ist hier zwischen dem Wasser und den Bergen. Bei Sturm brausen die Wellen gegen diese und reißen oft große Stücke los. Bei Swinhöft ist der Strand fast ganz verschwunden. Hier liegen riesige Steinblöcke. Die hat das Meer aus dem abgestürzten Lehmberge ansge- waschen. Etwa 2 Stunden von Misdroy entfernt liegt der Jordansee. Alte Buchen beschatten das schmale, buchtenreiche Wasser und geben ihm ein dnnkles Aussehen. An der Grenze dieses Waldgebietes zieht sich eine Reihe von Seen in der Richtung von Westen nach Osten hin, unter ihnen der Neuendorfer-, Kolzower- und Koperowfee. Letzterer war früher eiu Teil des Kamminer Boddens, mit dem er noch hente in Verbinduug steht. Der Kamminer Bodden dringt tief in die Insel ein. Er läßt im Norden nur einen schmalen, teilweise bewaldeten Dünenstreifen übrig. Im Südosten

6. Provinz Pommern - S. 32

1914 - Stettin : Schuster
Obstbäumen bepflanzt. Für Wald ist auf diesem fruchtbaren Boden kein Platz. Die Bewohner sind wohlhabend. Leicht haben sie es mit der Bestellung des Ackers nicht. In trockenen Zeiten ist der Lehmboden stein- hart. Da vermag kein Pflug die Erde aufzureißen. Im Frühjahre aber oder sonst zur Regenzeit werden die Ackerflächen zu einem Lehmbrei, iu dem Pferd und Wagen kaum vorwärts kommen. — An einzelnen Orten haben die alten Bewohner des Weizackers noch ihre bunte Tracht bei- behalten. Die Männer ziehen lange, blaue Röcke mit roten Aufschlägen und blanken Knöpfen an. Die Frauen tragen bis 15 kurze Röcke vou verschiedener Farbe, ein dunkles Mieder und eine Tuchjacke mit langen Ärmeln; über diese wird ein gesticktes Tuch gesteckt. Die langen Strümpfe und die Pantoffeln find gleichfalls bunt gestickt. Den Kopf ziert ein seidenes Häubchen mit langen Bändern. — Der Weizacker wird durch die Plöue entwässert. Sie entspringt anf Brandenburgs Gebiet und fließt durch den Plöne- (8,3 qkm) und den Madüsee. Der Madüsee (früher Medue) ist 36 qkm groß und der wasserreichste See ganz Pommerns. Er ist auch der einzigste See unserer Provinz, der mit seiner Sohle unter den Ostseespiegel reicht. Früher hieß er auch das Pommersche Meer. Zur Zeit Friedrichs Ii. wurde sein Spiegel gesenkt. Nahe am Ausfluß der Plöne liegt das frühere Kloster Kolbatz (gegr. 1173). Heute ist nur uoch die große Kreuzkirche erhalten, von der die kleinere Hälfte als Gottes- haus benutzt wird. Die Plöne mündet bei Altdamm in den Dammschen See. In der Madü wird die große Maräne gefangen. Sie soll auf folgende Weise hierher- gekommen sein: Ein Abt des Klosters hatte lange Jahre im Süden gelebt. Sein Leib- gericht waren Maränen. In Pommern gab es aber keine. Da hatte er oft großes Verlangen nach den schönen Fischen. Als der Abt einst wieder rechten Appetit auf Maränen hatte, kam der Teufel zu ihm. Er erbot sich, ihm so viele Maränen zu schaffen, als er nur haben wolle, wenn er ihm seine Seele verschreibe. Davon aber wollte der fromme Abt nichts wissen. Allein der Teufel machte seinen Appetit immer größer und versuchte ihn immer wieder. Als der Abt sein Verlangen nach dem Lecker- bissen nicht mehr bezwingen konnte, versprach er dem Satan seine Seele, wenn er ihm die Maränen noch vor dem ersten Hahnenschrei brächte. Da fuhr der Teufel wie der Sturmwind durch die Lüfte dahin. Als der Abt allein war, sah er ein, wie unrecht er getan habe. Nun fiel er auf die Kniee und betete zu Gott, er möge ihn noch einmal erretten aus des Teufels Kralleu. Wie er noch so betete, hörte er an dem Sausen iu der Luft, daß der Teufel schon zurückkomme. Der hatte ein ganzes Netz voll schöner Maränen und freute sich, dem lieben Gott wieder eine Seele abgenommen zu haben. Aber er hatte zu früh gelacht. Gerade als er über dem Madüsee war, erhörte Gott das Augstgebet des Abtes und ließ den Hahn krähen. Da sah der Teufel ein, daß er zu spät gekommen war, und warf wütend das Netz mit den Maränen in den See. Darin sind sie von der Zeit an geblieben. — Der Hauptort des Weizackers ist Ppritz mit 87o0 Einwohnern. Es ist eine der ältesten Städte Pommerns, 1124 berühmt ge- worden durch Otto von Bamberg. Aus ihr stammt der Missionar Gützlaff (* 1803 f 1851 auf Honkong). Alte Türme und Mauern, sowie die schöne Mauritiuskirche siud erhalteu. Der Ottobrunnen bekam 1824 eine würdige Ausstattung. — Die Bewohner finden in dem Ackerbau, besonders der Gärtnerei und iu der Viehzucht ihre Haupt- erwerbsqnelle, Auch hat Pyritz eine Maschinen- und Zuckerfabrik. — Der Flecken Werben ist durch feinen Maränenfang berühmt. — An den Pyritzer Weizacker schließt sich das Gebiet der Jhna. Sie hat ihren Ursprung in der Nähe des Enzigsee's. Zu ihrer Linken fließt die Faule Jhna. Vor Jakobshagen trennt sich von der Jhna die Gestohlene Jhna. Nach der Sage verdankt dies Flüßchen seinen Namen einem Müller; dieser grub vou der Jhna einen Graben nach der Quelle

7. Provinz Pommern - S. 12

1914 - Stettin : Schuster
— 12 — zu errichten. Seit dein Jahre 1304 zählt man 48 große Sturmfluten. Die letzten waren am 31. Dezember 1904 n. 1913. Früher führten ver- schiedene Wasserstraße aus dem Achterwasser ins Meer. Der ganze nördliche Teil von Usedom war dnrch diese Wasserstraßen in Inseln zerlegt. Solche Inseln bildeten n. a. der Glienberg bei Zinnowitz, der Gartenberg bei Zempin, der Streckelberg bei Koserow und der Langeberg. Im Laufe der Zeit wurden die Wasserstraßen durch Dünensand zugeschüttet, oder sie wuchsen zu. ^>o wurde das Ganze eine Insel. Daß auch heute noch solche Landverbindungen entstehen, sehen wir an der Insel Görmitz, die immer mehr mit der Halbinsel Gnitz verwächst. Der Streckelberg ist 60 m hoch. Steil fällt er zum Meere ab. Ohne Aushören nagten, wühlten und spülten die Wellen an diesen Bergwänden. Sie verschlangen ein Meter Land nach dem andern. Die Erde wurde an andern Stellen wieder an- gespült. Die großen Steine aber sanken auf den Grund des Meeres, wo sie zum Teil noch heute liegen. So finden wir 2v2 km vom Strande entfernt eine große Steinbank, das sogenannte Vinetariff. Es beweist uns, daß alles Land zwischen ihm und dem Strande vom Meere im Laufe von Jahrtausenden fortgerissen wurde. Um ein weiteres Abspülen zu verhüten, hat man am Fuße des Berges eine Steinmauer erbaut. — Die Sage er klärt das Vorhandensein der Steinbank ans folgende Weise: „Vor vielen tausend Jahren stand daselbst eine große Stadt, Bineta geheißen. Ihre Bewohner waren Seeleute und durch ihre kühnen Meerfahrten sehr reich geworden. Sie hatten soviel Geld, daß sie die Stadttore von Gold und die Glocken von Silber wachen ließen, und daß ihre Kinder wit blanken Talern auf der Straße spielten. In ihrem Reichtum aber wurden sie über- mntig. Sie vergaßen den, der ihnen Glück und Reichtum gegeben. Sie folgten nicht dem Rufe der Glocken, und ihre Kirchen standen immer leer. Darüber erzürnte Gott der Herr, und die Meereswogen verschlangen die Stadt zwischen Karfreitag und Ostern. Schiffer wollen bei stiller See ihre Trümmer gesehen und das Klingen der Glocken ver- nommen haben. Am Ostermorgen aber steigt die ganze Stadt als warnendes Schreck- bild aus dem Wasser empor. In stürmischen Nächten darf kein Mensch und kein Schiff sich den Trümmern der alten Stadt nahen; ohne Gnade wird das Schiff an die Felsen geworfen, und keiner, der darin gewesen, kann aus deu Wellen sein Leben retten." Der südliche Teil der Insel besteht aus mehreren Höhenzügen. Einer derselben beginnt am Hass als Golm. Zu ihm gehören ferner der Zierow- und Kalkberg. Er endigt bei Heringsdorf als Kulm. (Golm oder Kulm- Anhöhe.) Die Täler zwischen den Bergrücken sind mit Mooren und Seeu ausgefüllt. Die größten der Seen sind der Gothen- und Schmollensee. An letzterem stand in früheren Zeiten das Kloster Pudagla. Ursprünglich war es iu der Nähe vou Usedom als Kloster Grobe oder Grabow erbaut worden. 1184 wurde es gegründet. Die Sage erzählt, daß alljährlich zwei große Störe nach dem Kloster kamen. Einen davon durften die Mönche fangen, während der andere wieder davon schwamm. In einem Jahre kamen zwei ungemein große Störe. Weil die habsüchtigen Mönche fürchteten, dieser gewaltige Stör möchte im nächsten Jahre nicht wiederkommen, fingen sie beide. Seit der Zeit blieben die Fische überhaupt weg. (Bestrafte Ungenügsamkeit. Rückert). Das Kloster wurde von fremden Kriegsleuten mehrmals geplündert. Darum verlegten es die Mönche an die schönen Ufer des Schmollenfee's. Als sie hier ihre Klosterkirche erbauten, wollte der Teufel dies verhindern. Er warf einen großen Stein danach. Während der Stein durch die Luft dahinsauste, machte der liebe Gott rasch einen gewaltigen Wind' stoß. Da fiel der Stein zur Erde. Noch heute liegt er im Lieper Winkel bei dem Dorfe Warthe und zeigt die Stelle, wo der Teufel ferne Krallen eingeschlagen hatte. Die sandigen und moorigen Teile Usedoms sind weni^ fruchtbar, umsomehr sind es die lehmigen, besonders der Usedomer und Wolgaster

8. Provinz Pommern - S. 13

1914 - Stettin : Schuster
— 13 - Winkel. Die Bewohner sind Ackerbauer und Fischer. In den Mooren wird Torf gemacht. Den lohnendsten Verdienst aber liefert die Badezeit. Während der Monate Juni bis September eilen Tausende an die See. Sie wollen in der frischen, staub- und kohlefreien Seeluft ihre Luugeu stärken. Sie wollen in der Ruhe der dunkeln Wälder sich erholen und ausruhen vou dem Lärm der Großstadt. Die salzige Flut soll ihren Körper kräftigen zu neuer, anstrengender Arbeit. Darum siud die meisten Strand- orte Badeorte, so Swinemünde, Ahlbeck, Heringsdorf, Bansin, Koserow, Zinnowitz, Karlshagen. Alle diese Orte sind landeinwärts, nach dem Achter- wasser zu erbaut, erst die Billeu für die Badegäste sind am Strande er- richtet. Die Leute behaupten, die Dörfer am Strande seien zu oft vou Seeräubern geplündert worden; darum hätten die Bewohner sich weiter ab von der Küste augesiedelt. Ju Wirklichkeit ist es aber weniger die Furcht vor den Seeräubern als vielmehr der Dünensand gewesen, der sie zwang ihre Häuser landeinwärts zu errichten. Die Stadt Usedom hat 1800 Einwohner. (Sagen: Vineta. Wie der Golmberg entstand. Der Hecketaler). Vie Ostsee. Die Ostsee hat ihren Namen von ihrer Lage. Man nannte sie früher Ästrasalt, d. i. östliche Salzflut. Daraus ist später Ostsee geworden. Sie wird auch als baltisches Meer bezeichnet. Über die Bedeutung des Wortes „baltisch" ist man sich nicht ganz einig. Einige behaupten, baltisch kommt vom litauischen Wort baltas = weiß her. (Samland hieß früher Wittland). Andere sagen, es stammt aus dem lateinischen, und mare balticum heißt eingeschlossenes Meer. — Die Ostsee ist ein Binnenmeer, denn sie ist ringsum vou Land umgeben. Ihre Größe beträgt 415500 qkm oder 7400 Quadratmeilen. — Wie alle Meere hat die Ostsee Salzwasser. Das Wasser an der pommerschen Küste hat etwa 0,75% Salz, d. h. wenn man 100 kg von diesem Wasser verdampfen ließe, würden nicht ganz 1 V2 Pfund Salz zurückbleiben. — Das Wasser im Meere ist in fort- währender Bewegung. Einmal geht es zurück, und der Meeresboden wird weithin wasserfrei. Da kauu man Muscheln, zurückgebliebene Fische und Meertiere sammeln. Das ist die Ebbe. Nach 6 Stunden steigt das Wasser wieder und bedeckt seineu ganzen Boden mit rauschenden Wogen. Das ist die Flut. Auch sie dauert 6 Stunden, sodaß in 24 Stunden 2mal Ebbe und 2mal Flut eintritt. An der Ostsee ist von Ebbe und Flut kaum etwas zu merken. Das kommt daher, daß sie von dem großen Weltmeere fast abgeschlossen ist. Sie hängt mit ihm nur durch enge Straßen zusammen, und diese münden auch erst wieder in kleinere Meeresteile. — Zu dieser regelmäßigen Bewegung des Wassers kommt noch die uuregel- mäßige. Sie wird vom Winde hervorgerufen. Das ist die Wellen- bewegnng. Auch bei stillem Wetter ist die Ostsee nicht ganz ruhig. Kleine Wellen bespülen immer den Strand. Wenn aber der Sturm über die weite Wasserfläche rast, dann erheben sich haushohe Wellen. Mit donner- ähnlichem Getose werfen sie ihr Wasser auf das Land. Bläst der Wind längere Zeit aus derselben Gegend, so staut er das Wasser. Westwinde treiben also das Wasser nach Osten, Ostwinde stauen es im Westen, Nord- winde im Süden. Das angestaute Wasser steigt an der Küste. Setzt

9. Provinz Pommern - S. 38

1914 - Stettin : Schuster
— 38 — der nahegelegene Badeort Polzin seinen Ruf und seine Bedeutuug. Polzin, (Polnzig, Polzwyn), 5000 Einwohner, hat Stahlmoor-, Stahlsohle-, Fichtnadel- und elektrische Bäder. — Bärwalde, 2300 Einwohner. — Tempelbnrg, (Czaplin, Czaplinek-Reiherbnrg) 4500 Einwohner, ist unter den Tempelherrn im 13. Jahrhundert eine deutsche Stadt geworden. Mit der Starostei Draheim wurde sie 1657 an den Großen Kurfürsten verpfändet und kam 1773 an Preußen. Geburtsort Palleskes. Ruiue Draheim. — Polzin, Bärwalde und Tempelburg siud Ackerstädte. Falkenburg, 4600 Einwohner, wurde 1333 zur Stadt. Es ist eiu lebhafter Fabrikort. Mehrere Tuch-, Ziegel-, Holzbearbeituugsfabrikeu, Eisengießereien. — Auch das Neu- stettiner Hochland ist äußerst seenreich. Hier finden sich der Gellen-, Zemmiuer-, Streitzig-, Dolgen-, Virchow- und Vilmsee. Die meisten sind durch Ablassen bedeutend verkleinert worden, namentlich der Vilmsee. Auch der Streitzigsee ist soviel tiefer gelegt, daß von seinen 3 Ausflüssen in den Vilmsee nur noch der Niesedopbach übrig geblieben ist. An ihm liegt Neustettiu. Neustettin, 12000 Einwohner, wurde 1313 von Wartislaus Iv. augelegt. Es ist ein Knotenpunkt verschiedener Eisenbahnen und besitzt Färbereien, Eisengießereien, Maschinenfabriken, Dampfmühlen, eine Korrektions- und Landarmen- anstatt, Jägerbataillon. — Ratzebnhr, 2400 Einwohner, ist im 16. Jahrhundert eut- stauden. Es ist eine Ackerstadt. Anch wird Tuchmachern getrieben. Zwischen den Städten Bnblitz, Pollnow, Rummelsburg und dem westpreußischeu Waldenburg breitet sich das Rummelsburger Berglaud aus. Es gehört zu den höchsten Partieeu des Landrückens nud trägt als höchsten Ort Pommerns das Dorf Breitenberg in mehr als 220 in Höhe. Der Besitzer desselben nennt sich selbst den „steinreichsten" Mann Pommerns, denn alle Berge hier sind mit mächtigen Steinblöcken bepackt. Heute hat man angefangen, diese Steinmassen auszunutzen, sie zu behauen und als Bau- und Pflastersteine zu verkaufen. Zahlreich sind die Seen und Moore des Hochlandes. Der größte ist der fast eine Meile lange, aber nur schmale Papeuzieusee (177 in hoch). Au seinen Ufern steigt der Steiuberg 234 in empor. Der Volksmuud spottet über die Rummelsburger Gegend. Er behauptet, Rummelsburg und Bütow hätten nur eine Lerche, die vor- mittags in Rummelsburg und nachmittags in Bütow singe, da sie sich an einem Orte nicht ernähren könne. Aber nur, wer die Gegend nicht kennt, kann so urteilen. Freilich ist der Streifen nach der Grenze zu ödes Saud- und Heideland. Wer aber von Bnblitz über Drawehn und Sydow nach Pollnow wandert, den führt sein Weg vorbei an fruchtbaren Getreidefelder«, saftigen Wieseu und üppigen Laubwäldern. Nicht minder schön ist das Tal der Grabow, namentlich bei der Stadt Pollnow. Das Flüßchen schlängelt sich in lieblichen Windungen durch breite Wiesengürtel. Im Nordosten erheben sich die 100 in hohen, belaubten Varbelower Berge. Im Südwesten aber steigt der 160 in hohe, kahle, heilige Berg empor. Ans ihm stand früher eine Wallfahrtskirche. Nach Norden schließen sich die entwaldeten 190 in hohen Sohrberge an. In diesem fast ganz ge- schlossenen Wiesentale liegt Pollnow. P.ollnow, 2800 Einwohner. Nordöstlich davon Barzin. Bnblitz, 5200 Einwohner. In der Nähe Zeblin, Geburtsort des Dichters E. v. Kleist. * 1715 f 1759. Rummelsburg 6000 Einwohner, treibt Wollenfpinnerci und Tuchfabrikation. Alle drei sind Ackerstädte. Der Teil des Landrückens um Bütow herum ist noch höher als das Rnmmelsbnrger Bergland. Der Schimritzberg bei Gr. Tuchen erreicht 260 in Höhe. Wie auf dem ganzen Landrücken, fo besteht auch hier die nördliche Ab-

10. Provinz Pommern - S. 15

1914 - Stettin : Schuster
— 15 — die Wipfel der Bäume. Dabei wird kein Zweig gebrochen; aber in diesem Sandsarge stirbt ein Baum nach dem andern. (Baumfriedhof bei Misdroy.) Und wenn der Wind den Sand dann weiter weht, kommen nach und uach die toten Bäume wieder zu Tage. Wie den Wäldern, so ergeht es den menschlichen Wohnungen. Durch Fenster und Türen dringt der feine Sand; er liegt auf Betten, Stühlen und Tischen und fällt auch in die Speisen. Vor den Gebäuden häuft er sich au, wächst und wächst und zwingt schließe lich die Bewohner, sich an einer geschützten Stelle ein neues Heim zu gründen. Das alte aber deckt er wie mit einem gewaltigen Grabhügel zu und fliegt dann weiter. Man hat beobachtet, daß Dünen jährlich 3 bis 17 m wandern. Solche Wanderdünen können demnach ungeheuren Schaden anrichten. — Schon früh hat man deswegen nach Mitteln gesucht, den Sand festzuhalten, aber über alle Schutzzäune ging er hinweg. Erst in den letzten hundert Jahren ist das durch Bepflanzung gelungen. Zu- nächst zwingt man den Wind dnrch Strauchzäune, allen mitgeführten Sand vor der alten Düne abzulagern und so eine Vordüne zu bauen. Gleich- zeitig bepflanzt man die Hauptdüne mit Dünengräsern, Kräutern und Bäumen, namentlich Nadelbäumen. Damit aber der Sand, in welchem die Pflanzen wachsen sollen, nicht wegfliegt, bedeckt man ihn wohl mit Baumzweigen oder steckt solche reihenweise hinein. Haben die Pflanzen erst Wurzel geschlagen, so bildet sich aus den abfallenden Nadeln, den toten Gräsern und Kräutern in: Lauf der Jahre eine feste Schicht Muttererde. — Aber wie können in dem trockenen Sande Pflanzen wachsen? Der Dünensand ist nicht so trocken, als man glaubt. Wenn wir mit der Hand ein Loch hineinkratzen, merken wir, daß der Sand schon in geringer Tiefe feucht ist. Die Pflanzen finden also Feuchtigkeit und damit Nahrung. Aber unter der großen Sonnenwärme, die den Boden oft bis 80° C erhitzt, und unter dem Seewinde haben sie viel zu leiden. — Unter den Gräsern, die hier gedeihen, sind zu nennen; Windgras, Schilf- rohr, Strandhafer, -gerste und Sandsegge. Zur Bcpflanznng werden von den Baumarten die gemeine Kiefer, die Schwarz-, Haken- und Zwergkiefer, die Fichte, Schimmelfichte, Birke und Erle bevorzugt. Bald finden sich auch Pilze, Flechten und Moose. Ist die Düne erst bewachsen, dann bietet sie dem Toben und Stürmen des Meeres Trotz, dann ist der Dünenwald der beste Schutz. (Woher nimmt die See den Sand?) Pommern hat fast durchweg eine Flachküste. Nur selten treten Höhenzüge mit ihren steilen Ufern an das Meer heran. An diesen nagt und bröckelt unaufhörlich und unaufhaltsam das Wasser. Zum Schutze solcher Stellen hat man am Strande Steinmauern, Steinwälle oder Pfahlreihen errichtet. Vielfach sind die Strandgebiete auch gegen die Küstenströmung geschützt. Der Wind treibt nämlich das Wasser an der Küste dahin wie einen Strom. Um die Kraft dieses Stromes zu brechen, hat man Buhnen erbaut; das sind Pfahlreihen, die mit Faschinen aus- gefüllt sind, oder Steinmauern, die ins Meer hinausgehen. Die vorpommersche ttüste. Wenn der Ost- oder Nordwind über die weite Ostseefläche stürmt, dann treibt er die gewaltigen Wasserberge vor sich her dem Lande zu.
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